1. Oktober 2024

Stiftungen

Stiftungen – warum wir sie brauchen und warum sie problematisch sind

Viele Themen brauchen in unserer Gesellschaft eine Bühne. Ein Weg, diese Bühne zu schaffen, ist die Gründung einer Stiftung. Stiftungen bilden eine unglaubliche Bandbreite an Themen ab, und das macht sie zu einem wichtigen Teil der Zivilgesellschaft. Grund genug, am 1. Oktober 2024 am Tag der Stiftungen auf sie aufmerksam zu machen.

Mit dem Conversio Institut sind wir auch Stiftungsbüro, und zwar für die Christiane Weber Stiftung, die anlässlich des viel zu frühen Todes der Kabarettistin und Musikerin Christiane Weber entstanden ist. Wir verleihen alle zwei Jahre einen Preis für Kindermusik und unterstützen musikalische Projekte für Kinder.

Christiane Weber im Vordergrund und im Hintergrund sind bunte Ballons zu sehen

In diesem Jahr war es wieder soweit: es wurde zweimal das „Weberlein“ verliehen an zwei MusikerInnen und ihren eingereichten Song. Der Jurypreis ging an Sukini, die mit „Meine Mamas“ allen Regenbogenfamilien eine Hymne geschrieben hat. Das Publikums-Weberlein ging an Simon Sagt für seinen Song „Meine Oma fährt im Hühnerstall E-Roller“. Mit dem Preisgeld von jeweils 3000 Euro will die Christiane Weber Stiftung gute Kindermusik fördern, für mehr Diversität und Kreativität.

Es ist mein Herzensprojekt, um Christianes Erbe, ihre Musikalität und ihre Freude an gutem Songwriting zu erhalten. Daher kann ich den Impuls gut nachvollziehen, mit einer Stiftung einer Person und / oder einem Thema einen Ort zu geben.

Stiftungen sind also toll, ein schönes Engagement-Feld, auf Langfristigkeit angelegt. Stiftungen haben allerdings auch ihre Nachteile, da sie eine hohe Konzentration von Kapital und damit einhergehender Gestaltungsmacht erlauben.

Stiftungssektor mit zwei Gesichtern 

Für mich hat der Stiftungs-Sektor daher zwei Gesichter. Einerseits gibt es mit jeder Stiftung engagierte Menschen, die sich für (oder gegen) etwas einsetzen und die mit diesem Format einen Weg finden, sich in die Gesellschaft einzubringen. Andererseits ist in den großen Stiftungen viel Kapital gebunden und dieses so jedem demokratischen Prozess entzogen. Privatpersonen oder Unternehmen mit viel Geld können dadurch eine Agenda setzen, die im extremen Fall Einfluss auf die Politik nimmt. Vermögende Menschen können durch ihre Stiftungen also durchaus Macht ausüben. Dies bewegt sich im finanzrechtlichen Rahmen, aber die Stiftungsaufsicht kontrolliert nur, dass die Mittel satzungsgemäß verwendet werden und nicht, wie viel Einfluss dadurch ausgeübt wird. Dieser kann sich gerade im Gesundheits- oder Bildungswesen durchaus niederschlagen in der operativen Arbeit am Menschen (siehe die Ökonomisierung der Bildung, vorangetrieben in Deutschland u.a. von großen unternehmensnahen Stiftungen).

Immer sichtbarer wird z.B. auch die Finanzierung rechter und extremer Ideen durch Stiftungen, die damit gegen die Zivilgesellschaft arbeiten, welche sich für Freiheit und Demokratie einsetzt. Rechte Think-Tanks (man mag sie gar nicht so nennen) erhalten hier europaweit Unterstützung. 

Mein Appell am Tag der Stiftungen lautet also: engagiert euch, gründet gerne eine Stiftung (wenn es denn wirklich noch eine neue braucht) oder stiftet in vorhandene Stiftungen, deren Arbeit ihr schätzt. – und bleibt dabei wachsam, wo dieser gute Grundgedanke missbraucht wird.

Mehr Informationen zur Christiane Weber Stiftung finden Sie hier